Der Körper massiert das Ich.

Ach, ich sitze grad bei Christian und er schaut mich mit seinen feuchten, strahlenden, euphorischen Augen an. Ich frage: "Was war? Ich hab nur deine Hälfte von diesem Gespräch gehört, aber jetzt kann ich mich auch nicht mehr an das erinnern, was ich mitgeschnitten hab." Und etwas später: "Oh Christian, du bist noch keiner Frau so nah gekommen wie dir selbst, in einer Frau steckst du maximal zu 0,5 Prozent, oder in deinem Fall von mir aus 5%. Aber du steckst zu 100% in dir." Das viele Vergessen aktiviert die Gegenwart übermäßig.

Es gibt nichts besseres, als Gras zu rauchen und sich Hoffnung zu machen.

Eine Leistungsgesellschaft, die verbietet, die Leistungen berauscht zu erbringen, will nicht in Frage gestellt werden. "Ich brauche regelmäßig einen anderen Bezug zum Wirklichen", sagt sich jeder, der Drogen nimmt.

"Talentierte Künstler" können mit den Werkzeugen umgehen, die wir ihnen gegeben haben. Ich hasse die Menschheit am meisten dafür, dass mein Glück von ihr abhängig ist. Es war schonmal gemütlicher auf diesem Stuhl. Jeder ist von anderen Leuten abhängig, sogar von Leuten die er nicht leiden kann. Menschen, die ich nicht leiden kann, sind mir immer noch gut genug, um auf ihrem Rücken oder in ihrem Blut berühmt und geliebt zu werden. Ich spüre, dass jemand den Text liest.

Es ist so hell hier, ich weiß nicht mehr, was ich gestern geschrieben habe. Ich berühre alles, was ich sehe mit neugierigen Blicken, wie ein heuchelnder Politiker dem Volk die Hand schüttelt. "Guten Tag, hallo, schönes Kind, wählen Sie mich, wir Politiker sind auch nur Menschen." Der Stuhl wird immer unangenehmer. Soll ich was dagegen unternehmen? Ich stell mir vor, wie mir ein SPD-Gesicht über mein Klassenclown-Gesicht wächst: "Stühle, wie ich gehört habe, schaden dem Menschen, aber sie sind ja effizient. Der Mensch als das stärkste Tier hat es nur bei Überbevölkerung nötig, effizient zu sein. Stühle sind ein Anschlag der Massengesellschaft auf den Körper des Menschen."

Das, was du aus deinen Gedanken machst, ich wichtiger als die Gedanken selbst. Als würden dir Gedanke abnehmen, zu denken! Du musst schon selbst denken, das heißt: du musst dich von allen Gedanken distanzieren und damit auch von dem, was die Gedanken verursacht. Erst wenn du außerhalb von allem stehst und du unter den rauschenden Bäumen des herbstlicher werdenden Parks im Schneidersitz den Menschen suchst, der in dir deine Gedanken denken will, gelangst du zwischen die Zahnräder der Großen Maschine, die dich besser kennen will als du dich kennen kannst, die genau weiß, was man von dir erwarten kann. Sobald du dissoziierst, gelangst du auf eine neue Bahn, du wirst unberechenbar und eine Million neue Möglichkeiten ergeben sich aus dir. Dissoziation mischt die Karten neu, Dissoziation ist eine Notrufsäule.

Das tolle ist, dass man zu Recht von Vollrausch reden kann, aber trotzdem noch schreiben kann. Der wissenschaftliche Aspekt ist genau so einseitig wie der künstlerische, und warum sollte es nicht mehr als zwei Seiten geben?

Das wahre Leben beginnt dort, wo ein Sinn nicht mehr nötig ist. Man schraubt Hoffnungen und Ängste und Erwartungen ins Leben wie man versucht den Ozean mit Schrauben unter Kontrolle zu bringen. Der wahre Ozean beginnt dort, wo sich keine Schraube halten kann. - "Manchmal dürfen Sachen oder Menschen keinen Sinn ergeben", hoffe ich richtig zu liegen, die rechte Unterlippe zwischen die Zähne geklemmt wie ein Bowling-Spieler, der nicht weiß, ob die Kugel gleich in der Seitenbahn landet; wie ein Äffchen, das im Wald immer an einer bestimmten Stelle Löcher gräbt, es könnte gerade dort einen herannahenden Feind als erstes erspähen oder eine leckere Frucht oder eine schöne Blume oder ein interessantes, neues Werkzeug finden. "Ja, es ist möglich", nicke ich wie ein Therapeut ab, der die Sitzung erschöpft beenden will. In einer unsinnigen Welt findet man mehr Dinge, aus denen man später Sinn machen kann, in einer sinnvollen Welt gibt es mehr Dinge, aus denen man später Unsinn machen kann. Sinn und Unsinn wecken - richtig angewandt -  Lust und Lebensfreude und vielleicht verlängern sie sogar das Leben.

Alles woran wir uns erinnern, lacht uns höhnisch aus wie ein Autofahrer, der uns eine Weile mitgenommen hat und uns dann mitten in der Pampa rausgesetzt hat und weitergedüst ist. Wie kann man nur derart gehässig sein? Das ist so ein seltsames Gefühl, man glaubt, dass man immer noch der selbe wie früher ist, aber man weiß, dass das nicht stimmen kann. Bei genauerem Nachdenken findet man nichts, was noch identisch ist.

So wie man einem Künstler nicht unterstellen kann, dass das, was er sagt, ernst gemeint ist bzw. dass es seine eigene Meinung ist, dürfen wir das anderen Leute auch nicht unterstellen! So wie der Künstler mit Gedanken, mit Inszenierungen, Stilen und Haltungen experimentiert, soll das auch jeder andere Mensch machen dürfen! So wie ein Musiker sich an verschiedenen Genre ausprobiert um herauszufinden, was ihm liegt, womit er am meisten Erfolg hat, und noch als professioneller, etablierter Musiker sich immer an neuen Dingen ausprobieren darf, sollten wir so frei und mutig sein, uns immer neu zu erfinden und uns vielleicht ganz rigoros wehren, uns zu definieren und zu kommentieren. Alles was man tut und von sich und der Welt hält, ist erstmal nicht mehr als ein Versuch, eine Rolle die man probiert, eine Perspektive die man testet - und vielleicht nie mehr als das. Tun wir also nicht so, als säßen wir sicher in unserem Sattel und wüssten, wohin es geht. Je unsicherer wir sind, desto frischer und befreiender erscheint uns der Sommerregen, desto lauter und dreckiger erscheinen uns die Autos, desto böser und unsicherer erscheinen uns andere Menschen, desto erniedrigender erscheinen uns Büro- und Werkstatt-Arbeiten, desto ehrlicher und heiterer erscheint uns John Coltrane und desto erhabener und schützenswerter erscheinen uns die wilden, dreckigen Kinder im Hinterhof unserer Phantasie.

Der starke Mate-Tee lässt eine warme Energie stabil und angenehm durch meinen verbogenen, verspannten Körper sickern. Ich fühle mich wie eine Berühmtheit, die im grellen Scheinwerferlicht einer verwirrten Öffentlichkeit einen Bericht abgibt. Dreimal geprüft und den Satz dick und fett als richtig abgehakt. Wenig gegessen haben und mit Koffein lange wach bleiben hat eine Wirkung, die an Cannabis erinnert. Es ist ganz klar und deutlich ein anderer Bewusstseinszustand. Hinter meinen Zeilen fühle ich mich sicherer als davor. Oh, wie gern würde ich jetzt jemandem ein Interview geben oder eine lebenswichtige Entscheidung treffen, aber mir fällt keine ein.

Das Haus macht seltsame Geräusche

20. Februar

Der Typ über mir hat mich mit so lauter Metal-Musik geweckt, dass ich das Markenlogo auf den Drumsticks sehen konnte. Ich erhebe mich mit einem blöden Grinsen und wünsche mir, in einem Roman zu landen.
"Das Leben ist doch nicht dringend!", widersprach er Morrissey und hoffte, sich nicht in den nächsten zwei Minuten schon wieder zu widersprechen, denn er ahnte, wenn das Leben wirklich nicht dringend wäre, würde er sich über den plötzlichen Anfang dieses Romans wundern, in den er mit struppigem Haar und von Schlaflosigkeit verpeitschtem Gesicht landet.

Um durch die Renovierung nicht obdachlos zu werden, beschloss Paul mit Selbstmord zu drohen. "Sowas eröffnet ganz neue Wege!", leuchtete sein Gesicht, als er die Wohnung verrammelt und sich ins geöffnete Fenster gehockt hat. Jetzt ist er eine Woche im Krankenhaus, wo man ihm maximal eine asoziale Persönlichkeit attestieren wird. Ohne Hab und Gut wird er zurück in die Welt geschickt werden und wenn er nicht bei seinen versifften Freunden unterkommt, wird ihm das Sozialamt einen kleinen Stall im Ghetto einräumen; er wird immer ab Mitte des Monats die Stadt mit seiner Eigenschaft als alkoholkranker, über Kommunismus und Israel und Polizeigewalt brabbelnder Pfandflaschensammler bereichern.

Arbeit und Zufriedenheit und Sex und Alkohol stumpfen so dermaßen ab. Im Gegensatz dazu halten Arbeitslosigkeit, Unglück, Asexualität und Gras kritisch, distanziert, vorsichtig, offener für neue Reize. Bevor du dich für einen Beruf und Rausch und Partner entscheidest, frag dich, wieviel du von der Welt sehen willst. "Also los, auf ins grelle Getümmel" rufe ich und erhebe mich aus meinem dunklen, gemütlichen Ornette-Coleman-Bett.

Die Künstler haben die Aufgabe, so zu tun, als würde das Leben Sinn machen, da der, der keine Kunst macht, mit anderen Dingen beschäftigt ist. Während die Erwachsenen arbeiten, spielen die Künstler im Garten. Seid euch so unsicher wie möglich! Selbstmord ist lustig, weil er so tollpatschig voreilig ist. Der Mensch soll sein Nichts nicht wegschuften, er soll so nichtig sein wie die Natur ihn erschaffen hat. Der Künstler tut immer so, als wäre er jemand anders. Was kann ich dagegen tun, von dicken Kritikern angemacht zu werden? Soll ich ihnen einfach laut bellend auf den Schoß hüpfen? Ich träume von einer Welt, in der jeder eine Berühmtheit ist und sowohl verehrt wird, als auch die restlichen Menschen verehrt. Ich will wie jeder Andere auch ein Gott, ein Heiliger, ein berühmter Mörder oder ein mächtiger Politiker zu sein. Dieses Ziel muss ich mit Notwendigkeit füttern. Ich muss Dinge tun, die notwendig dazu führen, dass ich Macht gewinne. Ich bin ein sehr zuversichtlicher Dreikäsehoch, müssen Sie wissen! Ich laufe zu "Hound Dog" von den Residents mit strahlendem, verstrahlenden Optimismus durch die Neongrünanlage auf dem Weg zum Vorsprechen bei Euch, liebe Leser. Nehmt Ihr mich an? Sagt Ihr JA DANKE JA DANKE JA DANKE?

Ich habe Lust, die Nacht mit der Brechstange durchzumachen, die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben werden, will ich wie eine Dornenkrone tragen. - Im Glücksrad meiner Selbst falle ich über den Zufall her.

Ich vermisse Gras.

Lieber ein bisschen Noise hören. Alles muss lauter werden, der Sonntag soll richtig schief hängen. Ich will mit André im Garten sitzen. Das Haus macht seltsame Geräusche, als hätte es Schluckauf. Der Gedanke, dass es eine Welt gibt, stellt mein Gehirn in Frage. Jeder Satz ist ein perfekter letzter Satz, wie frustrierend.

Manche Kinder streunen im Wald herum und finden Sachen, andere Kinder nicht. Da hin oder da hin? Du entscheidest, ob du in den Wald gehst oder nicht. Ich fühle mich wie ein Kind, das Lust hat, in bunten Klamotten durchs Heimatdorf zu laufen und alle zu einer schönen, unendlich langen Gartenparty am Rand der Welt einzuladen.  Alles was ich denke, formt alles was ich denke. (Ihr müsst diesen Satz langsam aussprechen und an mildes, außerordentlich weiches Sonntagswetter denken, strahlende Tauben in der Luft, freundliche Gesichter vor dem HD-Sonnenuntergang.) Ich schau so wie ein Hundewelpe, der zum ersten Mal durchgekrault wird. Ich muss ein bisschen Summen, damit die Angst, dass plötzlich jemand auf mich wutschnaubend zugerannt kommt, nicht gar so penetrant ist.

Es wäre so schön, wenn ich mit all den tollen Leuten die ich kenne, meine Kindheit nochmal durchleben könnte und am besten niemals älter werden würde. Ich denke, der Höhepunkt des Lebens ist die Hoffnung, die man als Kind hat. Alles was man als Erwachsener tut, ist seine Enttäuschung zu verwalten, seine Traurigkeit zu leugnen. Für immer aus dem Paradies der Kindheit geschmissen, trauen wir uns nur in ganz ganz schwachen Momenten, zurückzublicken. "Hier geht es wirklich nicht mehr weiter!" ist die schwarze, rechtwinklige Parole, die über meinem zweiten Blume-Buch flattert.

Man muss sich nicht auf bestimmte Probleme oder bestimmte Ichkonzepte konzentrieren, wenn man auf der Parkbank vor einem Wasserfall sitzt. Ich kann einfach genau so, wie ich dasitze, dasitzen, egal wie lang, egal warum. Ich werde eine Partei gründen, die einzig das Recht eines jeden Menschen durchsetzen will, solang im Bett zu bleiben wie er will. Kein Terminstress, kein Gericht darf ihn zwingen, das Bett gegen seinen Willen zu verlassen. Dazu noch das Recht auf eine eigene Wohnung und Essen und Trinken und Internet und research chemicals und die Menschheit wäre erstmal aus dem Gröbsten raus. Hört auf, etwas zu tun! Hört auf, etwas zu glauben! Es ist so lächerlich, an etwas zu glauben. Es ist so lächerlich, seine Geschmacksgrenzen nicht erweitern zu wollen. Ihr müsst auch andere Musik genießen können, ihr müsst auch andere Bücher gern haben können! Beschränkt euch doch nicht! Warum versucht ihr es nicht mal? Schaut, was die Residents, Steve Reich, Peter Brötzmann, Psychic TV geben! Cioran oder de Sade oder Burroughs oder Ingeborg Bachmann! Wir werden, indem wir die Musik- und Kino- und Bücher-Charts kaputt machen, euch das nehmen, was euch am stärksten apathisch macht und schwach und demütig. Erst wenn die Masse andere Kunst probiert, können sich auch andere gesellschaftliche und politische Verhältnisse schaffen lassen. Der Künstler macht, dass die Menschen Lust haben, offen und heiter und selbstkritisch zu sein.

Ich liebe es, meine kalte, aggressive Fresse in die Welt zu halten. Haltung zeigen ist wichtig, wenn du von jemandem geliebt werden willst und immer sitzt mir jemand im Nacken, der mich in die Esoterik-Ecke schieben will. Das ist so ein ekliger Kniesknaddel, der keine Freude am Leben hat, wenn er nicht alles klar einer bestimmten Ecke zuordnet. Ich muss mich von ihm und der Ecke, der er mich zuordnen will, distanzieren, denn es ist ein schöner Tag, der gerade anbricht. Vielleicht nehmen meine zwei besten Freunde dieses Jahr genügend Schlaftabletten, um die Stadt endgültig loszuwerden. Wenn ich berühmt wäre und Geld hätte, könnte ich uns irgendwo ein schönes Haus kaufen, wo wir leben und arbeiten können. Könnt ihr nicht noch ein bisschen warten, bevor ihr ganz tief in die Kiste mit den dramatischen Konsequenzen greift? Wartet doch einfach noch ein bisschen... Ich hisse im Stadtzentrum die weiße Flagge meiner Geduld ... Wartet doch noch ein bisschen... Lasst uns doch alle irgendwo zusammenwohnen; unsere Verlorenheit potenzieren und ausagieren bis zum letzten Tropfen. Ich glaube an die Schönheit und Kreativität unserer Abirrungen, ich fühle mich beflügelt von der Kraft und Zuversicht unseres Wahnsinns. Die Glocken bimmeln, die Blumen wuchern und die verzogensten Kinder brüllen ihre Seele aus ihren Körpern und um Europa wird eine 5 Meter hohe Mauer mit Stacheldraht, Minen und Selbstschussanlagen errichtet, meine dummen, fetten Eltern werden immer dümmer und fetter und die weiße Flagge meiner Geduld peitscht in den aufkommenden Frühlingssturm.


Das LSA

Heute habe ich im Baumarkt 120 LSA-haltige Samen Himmelblaue Prunkweide (Morning Glory, Ipomoea Tricolor) geklaut, auf dem Steinboden im Bad zerhämmert und in einer Wasserflasche eingeweicht. Im Internet wird diese Menge als "medium" angegeben.

Das Wasser hat nach einer halben Stunde eine ganz leichte, grüne Trübung bekommen, ich trinke alles auf einmal, schmeckt bitternussig, ich kaue auch den Matsch der sich am Boden angesammelt hat und rechne innerhalb der nächsten Stunde mit Übelkeit. Ich fange nach ein paar Minuten ein bisschen an zu frieren und flau ist mir im Magen. Zwanzig Minuten später ein kotziges Gefühl, dickflüssiger Speichel im Mund, ich darf nicht daran denken, wie ich mich wild im Kreis drehe, die Jazzmusik ist bisschen nervig gerade. Würde meine Kotze auch den Wirkstoff hinausbefördern? Die Übelkeit muss - wie bei Peyote auch - in das Ritual mit eingebunden werden, sag ich mir immer blasser und leichter werdend. Wenn man die Samen gemeinsam mit anderen Leuten nimmt, sollte jeder in dieser Phase allein bleiben und sich ganz konzentrieren auf das elende Körpergefühl. Es ist eine Art umgedrehter Kater: bei Alkohol kommt das Übel danach, bei natürlichen Psychedelika davor. Ich kann mir keine Musik vorstellen die jetzt gut passen würde. Auf jeden Fall ist Jazz besser als gar keine Musik. Der dicke, verheißungsvolle Speichel wird immer mehr, ich geh mal ins Bad...
Dreimal richtig gekotzt, ziemlich genau eine halbe Stunde nach Einnahme, weil ich vorher aber nix gegessen habe, kam nur geruchs- und geschmacksneutrales Wasser raus und jetzt geht es mir auch gleich viel besser.

Das Kotzen sollte zum guten Ton gehören, man darf sich vor den Anderen nicht schämen, so wie man sich auch vor sich selbst nicht schämen darf. Die Übelkeit verschwindet langsam und ich fühle mich stabiler und sensibler und frischer als vorher. Ich finde es okay, dass die Samen sich Platz machen und Dinge rausschmeißen, die sie nicht auf ihrer Party beziehungsweise bei der Arbeit wollen. Mein Mageninhalt kommt ja aus einer ganz anderen Welt als sie - und hat auch ganz andere Ziele. Ich glaube ich rieche nach Schwefel. Irgendjemand hat unter meinen Klamotten Silvester gefeiert. Ich geh mich mal waschen. Vielleicht sollte man den ersten Versuch nicht so streng bewachen wie ich es jetzt tue. Was man beschreibt, verändert man ja auch.

Eine Stunde nach Einnahme. Ein sanftes, warmes, leicht euphorisches Körpergefühl, ich schließe meinen Frieden mit allem was in und um mir herum ist. Ich fühle mich fest umschlossen von mir, eine erwachsene, weise Trägheit, ich fühle mich von einem freundlichen Gift an die Dringlichkeit meines Körpers erinnert, nicht jedes Alkaloid hat schwarze Zähne und gespenstische Fangarme: Substanzen, ohne Gesicht und Absichten, wie Regen der fällt oder nicht. Die Musik rückt immer weiter von mir weg, mir ist als würde ich langsam in mein Gehirn schmelzen, ich kann mir keine Autoritätsperson vorstellen, die mir jetzt ein schlechtes Gewissen machen könnte.

Wenn Worte richtig scharf benutzt werden, ist die Grammatik egal. Es zählt die Schärfe! Alles ist so einfach, wenn man sich von seinem Ego nur ein bisschen löst. Halte dein Ego wie ein geselliges Gespenst, aber lass dir nicht das Leben diktieren von ihm. Wie ein bunter blinkender Jahrmarkt wollen die Möglichkeiten von der Leine gelassen werden und sich auf dem Platz herumtümmeln und mitgenommen werden oder eben nicht. Je näher ich meinem Traumbewusstsein komme, desto mehr muss ich mit meiner Grammatik kämpfen, die mir aus gutem und schlechtem Grund im Weg steht. Meine Finger wollen sich ausstrecken, lieber in den Tasten wühlen als sie so verkrampft zu drücken wie Bürger verkrampft gedrückt werden von einem kaltherzigen, pflichtbewussten Sachbearbeiter.

Surrealismus ist Perversion. Perversion ist Surrealismus. Du musst einfach drauf stehen oder musst es halt eklig finden. Nimm dieses komische Obst an, das hier in deinem Bewusstsein hängt, ernähre dich davon, zermatsch es, wühl und fühl dich darin. Als du gerade "fühl" geschrieben hast, hast du richtig gezögert, ein kleiner süßer Riss in der Fassade, ich weiß, du willst nicht tiefer, weil du dann nicht schreiben kannst... aber hey! Ich lasse dich frei! Nimm die Musik, nimm das Schmelzen, nimm den Druck, nimm das pochende Herz an! Hier, ich halte es dir hin wie man einem Elefanten einen Apfel hinhält, hier nimm schon! Entschmolle meinen Mund, entrunzle meine Stirn, enttrübe meinen Blick! Aber nein, du registrierst es nur, wie ein FDP-Politiker an seinem Geburtstag erträgt, dass sich ein Kabarettist im Fernsehen über ihn lustig macht. Ich versuch es kurz mit den Einstürzenden Neubauten, seit ich vor einem halben Jahr Cannabis kennengelernt habe, hab ich den Bezug zu ihnen verloren. Kann es sein, dass ihr einfach nur zuviel Speed genommen habt und irgendwie die Personifizierung der Droge seid? Nicht weniger, aber eben leider auch nicht mehr. Und erspart uns die poetischen Kater-Stimmungen. Hätte Blixa Bargeld einen guten Therapeuten gehabt, wären uns seine faden Ergüsse seit 1996 erspart geblieben. Niemand soll sich für sein Altern entschuldigen, aber eben auch nicht bewundert werden. Eingebildete Kunstfotze! Du kannst noch so arrogant und ignorant und verkatert und bemüht seriös oder bemüht selbstironisch antworten. Du hast nicht mehr gemacht als deinen Drogenkonsum illustriert. Du spießiger Nerd: "Wir müssen etwas Kreatives machen!" Ich will mich einfach nur übergeben. Glaubst du, dass mein Ego vom Mond aus betrachtet genau so viel wiegt wie deines? Du bist nur einer der vielen Schlaumeier, die vor mir dran waren. Ich kann mich nur noch mit solchen Runzeleien wie diesen über Wasser halten, um nicht genau so abzusaufen wie all die anderen tapferen Verlierer um mich herum, die das gleiche Herz und die selbe Bestimmung auf die Stirn tätowiert bekommen haben und sich wenigstens damit abfinden. Ich liebe dieses Reich, diesen zähen, ambivalenten Untergrund, ich liebe die Leute, die genau so fürchterlich unter die Räder gekommen sind, die man "Gesellschaft" nennt, so wie Betrunkene jemanden, der ihnen ein Bier ausgibt, als "besten Freund" bezeichnen. Ich hasse solche besoffenen, sentimentalen Verlierer. Zumindest hab ich Lust, diesen Satz zu schreiben. Ich liebe Leute, die bessere Verlierer sind als ich.
Das nächste Mal werde ich die Dosis verdoppeln, mal sehen was dann passiert. Drei Stunden nach Einnahme hat der Rausch ein stabiles, gleichbleibendes Niveau gefunden. Mit Pink Floyd erreicht es ein fast glasklares Cannabis-Stoned, etwas distanziert noch von der Musik, die weich abgepolstert um die Ecke stattfindet.

Lassen wir mal die Residents rein. Sie schauen sich in mir um, als würden sie gleich zur Renovierung ausholen. Gierige, kleine Insekten, die Tippfehler scheißen, die ich aus irgendeinem guten Grund wegwische. Greift ruhig beherzt in die Tätigkeit meines Zentralnervensystems ein, deshalb hab ich ja die Türe aufgemacht und was alle ist, ist alle... hahah, nicht wahr, ihr kleinen Racker?
Das eigentliche Rätsel sind ja nie die Drogen, sondern immer nur der Körper und der Geist, in die diese Substanzen geworfen werden.

 ich habe mich jedenfalls entschlossen erstmal keine korrekturen an d er Texten vorzunehemn, weil das nur den rausch behindertn, deshalb einfach nur fließen, aber nicht der sucht verfallen immer was sagen zu mussen, einfach nur sagen wenn es was zu sagen gibt, ich erstatte an der tastatur üben den zustande eben in ihm bericht. warum muss man such so tun als wäre mann irgendwir erhaben über die zustände, man kann einfach nur ehrlich seine fresse hinhalten und die leute gehen daran lesend worbei. zerhack-fressen-fotografen. langsam werde ich der musik umd der szene gerecht die ich hier absitze. ich hab oh wund es macht spaß hier einfach nur zu matschen ha und nicht einfach so scheo9ße alles zu korrigeiren, wo sind wir hier? bekomm hiich hier noten auf schönschrift, vielleicht ist das mein selbstbverstäöndnis einfach nur zu schreiben wie ichg will wie ich kann wie ich muss, also 2wie es der zustand erfordert, ich habe jetzt ide ideelke 43gscheindigkeit, ichs chriebe so schlenn ich denke, duundas das ist gut, es ist lustig, es macht total spaß, also ich will nicht ptrahlen aber ich bin schon echt gut hier mit meiner erkenntins über das w2as ich wil, und besonders toll ist es wenn ich ganz hektisch über alles hinwegstolpere.. und die kmu7sik schaut so lustig zu... ich schmiuere in den worten auf der tastatur herum, es ist nicht sichtig wenn man was icbnocht genau lese4n jann, es isntein absteraktes bild, bloß nicht in koategorien denken, einfach nur reinhacken ins süoße kostbalrre willige flscih der tastatur, oh und die residents geben es genau so gut, und ein anflug von metabene und ich komme etwas zum stillstand aber ich wkann wenn ich will auch jederzeit wieder in de nn rausch rqauinschnellen. das HIER HIER HIR kann ichebstimmt auch mit koffein oder cannabis ... jedenfalls bin ich froh mich von dem dunklen ekligen ordinäääären alkoholll bäääääh weggesagt zu gaen,.. die llll am ende von alkohoollll sollten haben schon das bäääähh weggejnommen, die frage ist ob das überhautpt so sehenswert lesebnswert ist, aber ein anwalt meiner selbst der wie gregorian gysi aussieht und auch so schnuppert, sagt: na also,w enn es danach gehen würde, wen was interessiert, wen was wirklich interessiert, dann würden wir den ganzen tag nur noch katzenbiölder herstellen und angucken. es ist völlig egal, wer einen nutzen von dem haben könnte was man tutn, hauptsache man tut es und stellt sich artig zu den anderen und sagt: "so hab ich das gemacht" und ferit.g und so mache ich das so seh ich aus sio höre ich musik so gestalte ich meinen alltag. kommt dazu wenn ihr mitmachen wollt oder härt mir zu wenn ich mal auf für ein paar minuten auf eine bühne steige. tzackzackzack von mir aus kann das noch stunden gehen, ich glaube mein köärper und geist sind nicht wirklich belastet, ich kratze - das kann ich mir rational erklären spüren tu zich es natürlicu nicht. ich kratze an der unterseite einer LSD-euphirorie vieöleicht habe ich meinen beitrag zur lesekultur des landes getan wenn icrgendwann auch solche texte hier gern gelsen werden. es muss licht gehenh hier zu löesen, auf keinben fall so... alosi ich meine man soll es mit lesen so leicht whaben wie ich mei t shgcrieb. alles abnere macht für mich einfach keinen sinn: mal sehen wie es ist meine beidbe zeigefinger mit abnderen finbgern zu verstöändekrn... kmaplk sjherhe wioer hbersd oistz ... oh je haha.. . ich muss j..ivhz darf nur drei nei enein zwei finger nehmen, nur zwei fionger.... vielleicht ist es wie freejazz... wenn man gar nicht spiuelen kann klingft es natürlich tolatal blöd und nervig, aber wemn man spielen knna und sichdan befret dann kommtw, eine neue perspektive auf das handwerk.. obwohl ich natürlich jederzeit, wenn ich will, wenn ich ganz angestrengt bin, und so anstrengend ist es auch nicht, es ist eher eine schöne anstrengung, ganz normal schreiben. es macht spaß so angestrengt konzentriert über die tastatur zu hopfen. etwas sinn aus dem schlackern und wabern destillieren. aber dann auchw ieder einfach nur mit der tastatur in einen knetenden tanz fleitschen. und rumm tata und rumm tata. man würde meinen text jedernfalls miss verstehen wenn man ihn von blicxa bargeld vorgelsen bekommt. nen  eneiun.))))))))))))))))))))))))))

Insgesamt ein wohles entspanntes manisch-stabiles gefühl, das sich aus irgendeinem grund lohnt. der körper nicht mehr ganz so feinmotorisch, aber das muss er ja auch nicht sein, als würde es hier eine tafel geben auf der steht: "hier, ist aber mal schön feinmotorik angesagt." nein. warum für wen? um mir zu beweisen dass ich nicht verrückt binb? durch mein freidrehen am der tastatur wirklich wie ein drehen das mich bedrfreit hat. jetzt schäm ikh mich nicht mehr vor tippfehlern. sie gehröenb einfach zu der perspektive dazu, aus der heraus ich erzähöle, wie ich einen schritt neben die spur gewagt habe, ins dunkle getreidefeld am rand meiner stadt. das bisschen Kotzen vorhin war ein eintriuffsgeld das man gern bezahlen zu bezahlen beriet ist.. uun Irgendwann ist jede geschichte erzählt, beruhige ich mich, als ich über die ewigkeit des Todes nachdenke und wie wir das einfach nicht richtig im blick hjaben-. irgendwann ist einfach die energie raus und man  kann sich einfach nichts mehr vorstelelen, mehr mehr wahrzunehmen, denken,fühlen... irgendwann geht es einfach nicht mehr. und dann hat man auch keine energie mehr sich übers sterben gedanken und gefühle zu machen. und es ist ist wirjlich dem ganzen weiten kjalten universum egal. die menschliche kultur ist ein warmer sumpf, der uns vor dem grauen der unendlichkeit, der ewigen ödnis bewahrt. ich meinde den sumpf inde m die residents leben und nicht in dem ih dem boris beckler leht. -allein dass ich gezwungen bin mich für irgendwas zu entscheiden ... lächerlicher zirkus! die kunst ist dazu da, sich von der wirklichkeit nicht so fertig machen zu lassen... FERTIG in doppelter bedeutung, und vielleicht idfinden ein paar streber von euch noch mehr beduetungen.

Das hier ist der Sonntag des Textes, deshalb können wir ihn mal adrett herrichten so mit Großschreibung und allem Pipapo. Ein Schatten namens Wolfgang flüstert dir gerade diesen Satz ein. - Das was wir verstehen, steht dem im Weg, was wir nicht verstehen. - Ich nicke den Satz ab wie auf einer verregneten Geburtstagsparty das Geburtstagskind die Gäste abnickt.
All die "am Boden" gebliebenen Promi-Huren... Die sind nicht "am Boden geblieben" aus Charakter... sondern weil sie wussten, dass sie über ihre Abgehobenheiut stolpern würden. Sie unterdrücken ihre Arroganz, denn sie haben nur eine Rechtfertigung, wenn sie „einer von uns allen“ sind. Und ich? Ich hab Lust, meine Arroganz nicht zu unterdrücken. Warum nicht einfach die Fresse aufreißen.. Däddy vor die Karre pissen? Fakt ist: ich bin real. Realer als alles Andere. Diese "Erkenntnis" ist der Nähr-Kuchen, auf dem jede Arroganz prächtig gedeihen will. Und nun... manche gedeiht, manche nicht.

Wenn ich tiefer inden Rachen des Rausches kriechen würde dann würde ich nicht mehr schreiben können. Ich brauche Musik die Mein Gehirhn schön durchmassieren kann, straff durchkämmen, /wenn ein Künstler seinem Pathos nicht glaubt, fängt er an zu stolpern... darf ich einer Zeit der stolpernden Künstler angehören?) Die Musik muss laut und stabil und abwechslungsreich sein und darf mich nicht an das Jahrzehnt erinnern, das ich bewohne. Gobbledegook von Psychic TV ist so perfekt dafür...Höre ich jetz in Sc hliefe und leg mich hinne  (ca. ne dreiViertelstunde) Tolles gefühl so narkotisch zu sein. Versuchen wir uns alle nicht nur gegenseitig davon zu überzeugen dass wir nicht an unseren Tod glauben? Ich bin besessen von meinem Denken an Tod und Berühmtwerden. Mein Leben ist eine Fiktion meines Gehirns, mit dem eine Schulklasse "in der Zukunft" experimentiert. Aber da liegen Tausende Hirne herum und ich bin vielleicht nicht die Hauptfigur in dem Film, der da gespielt wird. ------> Das ist vielleicht mein größtes Problem: nicht damit leben zu können, nur eine kleine Rolle im Leben der Anderen zu spielen. Ich will überall dabei sein. Das ist das, was mich zum Gespenst macht. Ich möchte das Zentrum der Welt sein. Ich für mich bin es schon (wie jeder für sich das Zentrum der Welt ist), aber ich will, dass mich Andere darin bestätigen. Selbst wenn ich wüsste dass ich existiere und das Zentrum NUR meiner Welt bin, was liegt an mir? Ich kann mich nur über die Anerkennung Anderer definieren. Und wirr und durchsichtig wie ich bin, will ich von MASSGEBLICHEN Leuten Aufmerksamkeit.

5 Stunden nach Einnahme. Der Rausch hält seine Frisur. Ich verliere langsam mein Feingefühl für Stil und Ethik. Der Schleier wird gelüftet und was sieht man: wie böse und egoistisch und weit weg ich bin. In einem surrealen Comic hätte ich bestimmt ein schwarzes, glattes Gesicht, meine Augen würden unruhig hin-und-herkullern. Ein tuntiger, aggressiver Punk, der darauf wartet, das der Schulleiter zu ihm kommt und sagt: "Hast du gut gemacht! Willst du die nächsten Jahre Beratungslehrer bei uns werden?" -

Vielleicht ein Zwischenfazit: der LSA-Rausch vertieft die Gedanken, während der Körper entspannt: das passt zusammen. Wenn der Körper nicht entspannt ist, produziert er immer nur die selben Gedanken. Vielleicht hat man deshalb das Gefühl, besonders helle zu sein: weil man ein anderes Körpergefühl hat. Es ist ja nicht mehr als ein Werkzeug, ich würde sowas nie benutzen um mir "auf Party eine coole Dröhnung zu geben", wie es die armen Teenager mit Alkohol und Dope machen wollen: diese geschmacklosen, abgeklärten Würstchen. Ich denke immer mehr als ich schreiben kann, und das macht müde, irgendwie funkt immer ein Ich, ein Sterblichkeitsbewusstsein, ein Künstler-Ego, eine Ruhmsucht dazwischen und die Angst mich vor meinen Freunden lächerlich oder widerlich aufzuspielen. Zumindest auf dieser Ebene jetzt kann ich unendlich aufrichtig sein. Ihr könnt gern mit dem Gesicht spielen, das ihr euch gerade von mir vorstellt.
Ich sollte mir einfach nehmen was ich will. Solang ich die Kosten tragen kann. Zerstöre jede Kausalität. Hau der Fliege am Fenster eins mit der Zeitung um die Ohren. Spring über eine Pfütze in die nächste. Es ist nicht wichtig, sich zu respektieren. Benutze deinen Körper der Lust wegen, nicht der Zukunft wegen. Das sind alle Bonbons, die ich den Kindern heute geben kann. Aber kommt doch die nächsten Tage nochmal wieder.

Das kräftige Massieren unter den Augen, am Kiefergelenk, zwischen den Schläfen, so ein kräftiger, schläfriger Druck krönt die Nacht. Jetzt, 1:37 kommen keine Gäste mehr und ich schließe mit einem zufriedenen Gesicht und einem Taumeln in der Birne den Laden und bin alles in allem glücklich.

Eben ein Spaziergang im Park. Ein sehr schöner, klarer, kalter Sonntagmorgen. Ruhig und sonnig. Ein Hund an der Leine eines alten Prolls hat wie besessen nach mir gebellt. Vielleicht weil ich komplett rot angezogen war. Fröhliche Vögel singen munter im Himmel. Ich freue mich, Teil ihrer Welt zu sein, ich freue mich über ihre Lebendigkeit, darüber dass sie ihr eigenes Leben mit ihren eigenen Regeln, Bedürfnissen, Nöten haben. Jetzt beim Schreiben fühle ich mich von meinem Tod beobachtet, der sehr geduldige, milde Augen hat. Keinesfalls schadenfroh oder bösartig oder gierig, er ist einfach nur da und wartet bis er an der Reihe ist - unsichtbar und distanziert, wie jemand mit dem ich bald befreundet sein kann. Ich geh durch meine Wohnung. Die Unordnung hat nichts mit mir zu tun, sie sagt nur, dass es Wichtigeres in meinem Leben gibt und das ist schon alles. Zum ersten Mal spüre ich so richtig, dass die Leute, deren Portraits an der Wand hängen (Nietzsche, Cioran, Burroughs, P-Orridge, Brötzmann, Morrissey, Brecht), eigentlich auch nichts mit mir zu tun haben. Sie sind weit weg - "für mich sind sie tot, weil sie nie mit mir reden können, weil ich sie nie anfassen werde".... Und genau deshalb bin ich frei, genau deshalb lohnt es sich überhaupt etwas zu schreiben. Ich spüre meine Aufgabe am Horizont, ich weiß, dass ich sie um so besser bewältigen kann je näher ich ihr komme. Ich bin fest in die Ereignisse eingebunden, es gibt kein Entrinnen, ich hab Sonnenschein in meinem Bauch und schlafe ein.

Ich hänge an meinem Gehirn, meinem Kreislauf, meinem Verstand, meiner Kritikfähigkeit, meiner Liebe, meiner Empfindlichkeit und meinen Zweifeln. Ich bin die Überlagerung all meiner Organe und Eigenschaften, deshalb werde ich erst frei sein können, wenn ich von keinem Körper mehr abhänge und wenn keine Persönlichkeit mehr wie ein Kettenhemd auf meinem Potential sitzt. Ich bin frei, wenn ich mich mit meinen dezentralen, nonlinearen, assoziativen Werken identifiziere. Ich stehe mit beiden Beinen auf der Erde, atme die leere Novemberkälte auf dem Petersberg, fühle mich vom Grau der Stadt, ihrem Lärm, ihrem Dreck, ihrer monotonen Hektik eingeklemmt, zurechtgewiesen, definiert. Mein Atem und mein Herzschlag und mein Verdauungstrakt und mein Neurotransmittersystem erzählen die Geschichte von der Suche nach Werkzeug, um die Stadt aus meinem ZNS zu operieren. Aus all den psychotropen Substanzen, die ich in den letzten Jahren studiert habe (Koffein, Cannabis, Alkohol, Dextrometorphan, Butandiol, LSA, Meskalin, Psilocibin, 1p-LSD) und all den meditativen Praktiken (Fasten, Übernächtigen, Zen-Meditation, Musizieren, Wandern, luzides Träumen) und aus all meinen lieben, überempfindlichen, wilden Freunden und all meinen Flüchen auf mein Elternhaus und die Bundesregierung, auf Europa und die Große Maschine, aus all meinen willkürlichen oder künstlich herbeigeführten Zuständen, aus all meinen Worten und aus all meinen Unzulänglichkeiten schmiede ich ein goldenes Schwert, mit dem ich eines Tages, es wird nicht mehr lang dauern, diese Stadt einen Kopf kürzer mache, diese triste, lebensarme Besenkammer abschaffe, die meinen Rücken krümmt, die meine Augen trübt, die mein Herz aushöhlt und die bunten, weichen, unendlichen Getreidefelder meiner Träume in einen schwarzen, knöchernen, unendlichen Parkplatz verwandelt, auf dem fette, gereizte Ossis mit ihren keuchhustenden, stinkenden Karren parken, um sich Bier und Fleisch und Zucker und Kondome zu kaufen. Erfurt ist die Stadt mit den meisten Kirchen, Brücken, Apotheken und Kehrmaschinen in ganz Ostdeutschland: für das leibliche Wohl ist gesorgt, hier schlagen Kinderherzen höher, genießen Sie Ihren Einkauf!

Das Leben ist eine Casting-Show und Drogen sind die Jury. Unsere Gehirne sind Spiele und mit jedem intensiven Drogenkonsum beginnt ein neues Level: heute hatte ich mir einen 10g-Prunkweide-Samen-Kaltwasserentzug (diesmal nur mittelstarke Übelkeit ohne Kotzen, verging nach etwa einer Stunde) und eine THC-Dampfkammer zum Mittag gemacht. Das stramme Durchkämmen des Gehirns ist toll. Das LSA wird vom THC munter ins Gehirn geknetet und AfroBeat, AfroBeat, AfroBeat. Habe lang nicht mehr geschrieben, weil ich das Kraut in meinem Kopf ein bisschen ziehen lassen wollte. Die leichte Sedierung ist nur ein Kissen, man muss nicht drauf sitzen bleiben, man kann alles damit machen. Psychedelischer Tunnelblick. Die Farben sind sehr dunkel, matt und aufdringlich. Die Musik ein bunter, sprudelnder Brunnen, der in eine andere Zeit plätschert.

Ich möchte wirklich Bundespräsident werden, einer der sein Gesicht bunt anmalt und sich eigentlich nur mit Künstlern und Kindern unterhält. Kein unberührbarer Grüß-Heinz, der den Anschein von Normalität wahren soll. Die meisten Leute sind gelangweilt oder wahnsinnig, man kann sie gern zusammenknoten und in den Keller stellen.

Von der Dringlichkeit des Lebens bedrückt, weigern wir uns irgendwelche Konsequenzen zu ziehen - wir sind immer noch im Zustand BEVOR wir die Karriere-Leiter erklimmen, BEVOR irgendwas entschieden ist. Vielleicht ist die Tragik, dass wir uns nicht entscheiden können, obwohl uns danach verlangt, das Einzige, was unser Werk am Ende kommunizieren kann. Hier im DAVOR, das sich wie eine dunkle, weiche Ewigkeit mit uns unter der Bettdecke versteckt. Solang dich einer Entscheidung, einem Schritt enthalten, bis du wirklich nicht mehr anders kannst. Nur in äußerster Not ein Wort sprechen, ein Wort schreiben, beten, Obstsaft trinken. Ich kann mich mittlerweile von meinem Schreiben distanzieren und sogar von dieser Distanz. Ich führe mich meinem Denken und Fühlen gegenüber cool und abgeklärt auf, wie ein arroganter Lehrer vor einer Klasse, die er nicht leiden kann, weil sie immer so laut ist. - Ich kenne meine Maschen, ich kenne meinen Matsch. Ich sollte mich nicht so sehr beeindrucken lassen von dem, was ich bin und tu. Vielleicht werde ich mich mit meinem Talent, meinem Wahn, meiner inneren Spannung unterdrücken, deprimieren, abstumpfen, festfahren, sedieren und am Ende zerspringe ich in hunderte Splitter. Lieber auf Distanz, auf Distanz, auf Distanz. Leibesertüchtigend der psychedelischen Narkose entgegentreten macht Spaß, gemütliches Gewichtheben an der Tastatur. Oh, die Kultur des weißen Mannes ist so bedrückend fad und kalt. Alles, was Fleisch und Blut an seiner Musik ist, hat er sich bei den Schwarzen geklaut.

Es ist zwar leicht, sich ein alternatives Leben, aber nicht sich einen alternativen Körper vorzustellen. Deshalb folgen die Meisten dem Druck ihrer Gebeine und Eingeweide. Sowohl die Distanz zum eigenen Körper als auch die totale Identifikation mit ihm sind Werkzeuge, die stets im Wechsel angewandt zu einer Ausdehnung des Selbst führen können: von außen mag es dann oft den Anschein einer Metarmorphose haben, von innen fühlt es sich so an, als würde man sich selbst erst richtig erschließen, als würde man im eigenen Innenraum immer mehr Eigenschaften entdecken, die man benutzen kann: hier ist eine Wut versteckt, die man benutzen kann, um im entscheidenden Moment die Hand zu einer Faust zu ballen, hier ist eine Traurigkeit versteckt, die man sich wie eine blaue Neptun-Blume ins Knopfloch stecken kann, um neue Freunde zu finden, hier ist eine Tapferkeit versteckt, die man sich umschnallen kann um auf Bäume, Häuser oder Menschen zu klettern, hier ist eine Sehnsucht versteckt, auf deren schiefe Bahn man aufspringen und entspannen kann.

Im sabbernden Mund meines Rausches zergeht das Gehirn, das mit diesen Fingern befreundet ist, die ich gerade fixiere, während sie die Buchstaben tippen, die eine andere Region meines Gehirns ausgeknobelt hat. Die Prunkweiden und das Gras schnüren mich ganz ganz fest an meinen Körper, ich bin so sicher wie in einem Traum, aber doch total ansprechbar: ich würde sogar soweit gehen, dass die Totalität meiner Ansprechbarkeit die Brisanz des Rausches ausmacht. Hier gibt es kein Glück, dass es nicht auch im Schlaf/Traum gibt. Vielleicht nehmen Leute nur Drogen, weil sie nicht gut schlafen oder ihre Träume nicht ausnutzen können. Wäre ja auch nicht schlimm. Ich verknote mich jetzt ein bisschen in der Musik. Ich weiß wirklich, was gut für mich ist und was nicht gut für mich ist. Vielleicht fühle ich mich deshalb den meisten Leuten überlegen. Ich fühle mich sehr stabil in dem Neuronengewitter, das mich aushebeln will - das Grollen und Blitzen bin ich, so wie ich mein Gehirn bin und mein Gesicht beim Schlafen. Wasser ist gut gegen Durst, die Sonne sorgt für Wärme und Licht und ich liebe mich. Mit diesen drei Wahrheiten kommt man locker über die Runden. (Der Versuch, authentisch zu schreiben, lässt den Mond platzen und die Hasen sterben.)